Bestands-, Hochwasser- und Fischschutz sowie Wasserkraft stehen an erster Stelle – Millionengrab der Verwaltung wird abgelehnt
Bad Oeynhausen/Rhede: Die derzeitigen Planungen der Verwaltung zum Sielwehr sorgen für viel Diskussionsstoff und wurden in der letzten Umweltausschuss-Sitzung mehrheitlich abgelehnt. Hauptkritikpunkte der SPD sind: erheblicher Steuermitteleinsatz, massiver landschaftlicher Eingriff, Bedenken zur Hochwassersicherheit durch Änderung des Gewässerprofils sowie die Missachtung der Bestandssituation.
Grund genug, dass sich nun SPD-Vertreter aus der Fraktion und dem Ortsverein Werste nach Planungsalternativen umgesehen haben. „Eigentlich ein Job der Verwaltung, doch bislang wurde uns nichts vorgelegt“, fasst SPD-Chef Olaf Winkelmann die Ausgangssituation zusammen. Daher sind Gisela und Ulrich Kaase, Reinhard Scheer und Winkelmann auf eigene Kosten an die Bocholter Aa nach Rhede-Krechting bei Münster gefahren, um sich vor Ort eine innovative Wasserkraftanlage anzuschauen.
Es handelt sich um ein Pilotprojekt des Landes NRW, dass vor 7 Jahren gebaut und gefördert wurde. Betreiber der Anlage ist die dortige Stadtwerke Rhede GmbH. Geschäftsführer Dr. Ronald Heinze und Bereichsleiter Dirk Nienhaus begrüßten die Gäste und erläuterten die Anlage.

Strom durch Wasserkraft wurde dort schon 1909 produziert. Es folgten mehrere Umbauten. Das jetzige Wasserkraftwerk an der Aa erzeugt jährlich 240 MWh Strom und deckt damit den Bedarf von ca. 80 Haushalten bzw. spart 200 Tonnen CO² im Jahr ein. Das Besondere sei die Technik. Mit Hilfe einer massiven Schneckenwelle könne besonders effektiv und ohne viel Verschleiß die Wasserkraft genutzt werden.
Neben dem Wasserkraftwerk wurde ein Fischpass gebaut, um allen Anforderungen des Fischschutzes und der ökologischen Durchlässigkeit nach der Wasserrahmenrichtlinie zu entsprechen. An der Anlage führt ein Radweg vorbei, das Gesamtareal ist touristisch mit Gastronomie erschlossen. „Einmal im Jahr veranstalten wir den „Schneckentag“ hier an der Aa, dann kommen etwa 2.500 Besucher“, erläuterte Geschäftsführer Dr. Heinze.
Das Wichtigste jedoch, so Heinze: „Die Anlage rechnet sich, sämtliche Investitions- und Betriebskosten, inklusive der Brückensanierung werden durch die Stromproduktion gedeckt“. Es bleibt auch etwas über: Grund genug für die Stadtwerke, eine zweite Anlage flussabwärts bei Bocholt zu bauen.
„Besonders beeindruckt uns, dass hier die Bestandssituation von Wehr und Landschaft aufgenommen wurde und zugleich alles touristisch vermarktet wird“, unterstreicht Gisela Kaase das Projekt. So seien der Flusslauf und das Wehr erhalten geblieben, der Fischpass naturnah gestaltet und der landschaftliche Eingriff möglichst gering gehalten worden. „Am Werster Sielwehr soll die Welt allerdings auf den Kopf gestellt werden“, so Kaase. Dort solle ein großer Obergraben mit viel Beton und Wasser gebaut und der eigentliche Flusslauf auf ein Rinnsal zurückgebaut werden.
„Wir stehen mit mehreren interessierten Investoren und Betreibern im Kontakt und werden die Verwaltung beauftragen, kostengünstigere alternative Planungen vorzulegen – entweder mit Schneckenwelle oder mit einer bewegliche Anlage, auf jeden Fall orientiert am vorhandenen Bestand“, erläutert SPD-Fraktionsvorsitzender Winkelmann das weitere Vorgehen seiner Partei. „Im Umweltausschuss des Rates zu erklären, nur so und nicht anders ginge es, halten wir nach dieser Besichtigung für groben Unfug der Fachverwaltung“, sind sich die Delegationsteilnehmer Reinhard Scheer und Ulrich Kaase nach der Ortsbesichtigung sicher.