SPD-Ortsvereine aus Eidinghausen und Werste feiern gemeinsam Geburtstag
Bad Oeynhausen. Es war eine Nacht-und-Nebel-Aktion, in der Bürgermeister Wilhelm Bastemeyer das Ortseingangsschild von Werste versetzte. Und das alles nur, damit es vom Kreis mehr Geld für den Ausbau der Kirchbreite gab. Die ist bis heute verbindendes Element zwischen Werste und Eidinghausen. So, wie auch die SPD-Ortsvereine miteinander verbunden sind. Seit 100 Jahren. Die Anekdote um Bürgermeister Bastemeyer ist nur eine, die sich in all den Jahren ereignet hat. Feiern wollen die Genossen ihren doppelten 100. im Mai.
Die Ursprünge liegen in einem gemeinsamen Ortsverband. So vermeldet es am 1. April 1909 auch die „Volkswacht“: „Sonnabend, 8. April, abends 8 1/2 Uhr, bei Küster in Oeynhausen, Abonnenten von Eidinghausen und Werste zur Gründung einer Ortsgruppe des Sozialdemokratischen Vereins.“ Viel mehr wissen Ulrich Kaase, Ralf Sensmeyer und Michael Brink nicht. „Viele Unterlagen sind in den beiden Weltkriegen verloren gegangen“, sagt Kaase, Vorsitzender des Ortsverbandes Werste. „Wobei die Ursprünge wohl im 1905 gegründeten Tabakarbeiterverband liegen“, ergänzt Brink, der sich um die historische Aufarbeitung der SPD-Geschichte kümmert. Die ersten noch erhaltenen Protokollbücher stammen aus dem Jahr 1946.
Wobei Michael Brink schon einiges gefunden hat: „So hat die SPD 1920 bei der Reichstagswahl 432 Stimmen in Werste geholt.“ Die damalige Mehrheit. „Und 1925 gab es einen Patt bei der Bürgermeisterwahl. So wurde schließlich zwischen den beiden Kandidaten gelost.“ Einen Disput gab es 1929 als Werste eine eigene Schule bauen wollte. „Das war offenbar ein Hick-Hack. Doch Werste hat sich durchgesetzt – gegen den Willen von Eidinghausen.“ Später dann folgte ein gemeinsamer Schulbau: das Schulzentrum Nord. „Für Eidinghausen war der Bau des Bürgerhauses ein ganz wichtiges Element und vor einigen Jahr auch der Kreisel.“ Damals hätten sie Karl-Heinz Haseloh so lange genervt, dass der „schon nicht mehr nach Eidinghausen kommen wollte“, erinnert sich Ralf Sensmeyer schmunzelnd.
In Werste dagegen hat Wilhelm Bastemeyer (Bürgermeister von 1948 bis 1973) Werste durch den Bau der Harren-Siedlung geprägt. „Die Gemeinde hat 1962 den kompletten Hof der kinderlosen Eheleute Marie und Karl Harre mit rund 74 Morgen Land erworben“, so Kaase. Auf der Fläche sei in den Jahren danach das wohl größte Siedlungsbauprojekt der Werster Geschichte entstanden. „Die Siedlung zieht sich bis hinunter an die Werre.“ Noch heute ist das Haupthaus Harren Hof der Ortsmittelpunkt in Werste.
Michael Brink hat dagegen noch etwas in den Büchern aus dem Jahr 1946 gefunden: Fritz Sielermanns Ernennung zum Ehrenmitglied der SPD. „Er hatte in den Kriegswirren zwölf Jahre die Parteifahne versteckt“, erzählt Ulrich Kaase. „Ein mutiger Mann“, wie er findet. Wo die Fahne danach geblieben ist – die Drei wissen es nicht. „Es gibt leider keine Aufzeichnungen darüber.“
An die 60 Mitglieder zählen die beiden SPD-Ortsvereine heute. In Spitzenzeiten war das mehr als das Doppelte. „Trotzdem liegen wir auf einem Spitzenplatz in der Kurstadt“, so Sensmeyer. Die Ursprünge sind gemeinsam. Die Feier zum Jubiläum auch. Wann allerdings genau sich die beiden Ortsvereine in Eidinghausen und Werste aufgeteilt haben, ist unklar.
Wobei Ralf Sensmeyer, Vorsitzender des Ortsverbandes Werste, klar stellt: „Wir sind auch heute noch nur gemeinsam stark.“ Deshalb arbeiteten auch alle Ortsvereine nördlich der Werre eng zusammen. „Wir haben schließlich schwere Wahlen vor uns“, urteilt Ulrich Kaase. „Klaus Mueller-Zahlmann nach vorne zu bringen, das wird ein Kraftakt.“
Bild: Altes Wahlplakat: Ulrich Kaase (v. l.), Michael Brink und Ralf Sensmeyer halten das Blatt in den Händen, auf dem der alte Slogan „Bekannt für Taten – Sozialdemokraten“ zu lesen ist. FOTO: NICOLE SIELERMANN
Quelle: NW vom 04/04/09