Keine Angaben zur Zahl der Bieter / Bemühungen um Sozialplan laufen weiterhin / Beschäftigte verunsichert
Minden/Herford (nw/mt). Punkt 12 Uhr gestern Mittag war Schluss. Wer bis dahin kein Angebot für den Betrieb eines Busliniennetzes in den Kreisen Herford und Altkreis Minden abgegeben hatte, war aus dem Rennen.
Gesucht wird ein Nachfolger für die Herforder VMR, die ihre Linienlizenz zur Jahresmitte 2011 zurückgegeben hat. Während die VMR-Busse nach dem Fahrerstreik seit ein paar Tagen wieder fahrplanmäßig fahren, stieg die Spannung hinter den Kulissen, in den Chefetagen von Busunternehmen und in den beiden Kreisverwaltungen sowie bei der Gewerkschaft Verdi.
Am 6. Dezember, 12 Uhr, endete die Ausschreibung für die Buslinien. Wie viele Bieter daran teilnahmen, wollte Kreisdirektor aus Herford gestern nicht mitteilen. Die Auswertung der Angebote liegt jetzt bei dem von den beiden Kreisen beauftragten Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft (MHV), die dann den beiden Kreistagen und der Bezirksregierung ihren Vorschlag unterbreiten werden. Das kann sich bis über den Jahreswechsel hinziehen.
Währenddessen laufen weitere Bemühungen, doch noch einen Einstieg der Gebietskörperschaften in eine neue Betreibergesellschaft zu erreichen, wie es die Gewerkschaft Verdi und die VMR-Geschäftsführung vorgeschlagen hatten. Oder wenigstens in die Ausschreibung einen Weiterbeschäftigungspassus einzubringen. Beides haben die Kreise abgelehnt.
Nun richten sich die Bemühungen verstärkt auf einen Sozialplan für die rund 200 betroffenen Beschäftigten, was das Unternehmen und seine Eigentümer bisher ablehnten. NRW-Landesschlichter Bernhard Pollmeyer, von beiden Seiten angerufen, soll nun einen Schlichtungsspruch finden. Unterstützung für die betroffenen Arbeitnehmer haben die SPD-Landtagsabgeordneten Inge Howe, Angela Lück und Christian Dahm zugesagt.
Nach einem Gespräch im Landtag mit VMR-Geschäftsführer Wolfgang Orth und dem Geschäftsführer der VMR-Mutter Rhenus Veniro, Henrik Behrens, sowie Verdi-Bezirksgeschäftsführer Werner Linnemann sagte Howe "unbedingtes Ziel muss es sein, für die Beschäftigten eine Perspektive über den 30. Juni 2011 hinaus zu entwickeln bzw. einen Sozialplan auszuhandeln". Die Beschäftigten hätten bereits über 1,1 Millionen Euro Gehaltsverzicht selbst eingebracht haben", argumentierte Angela Lück. "Die Verunsicherung von Beschäftigten und Kundschaft muss ein baldiges Ende haben", forderte Howe. Rhenus-Veniro habe nicht nur eine soziale, sondern auch eine moralische Verpflichtung für die Region. Auch die Bundestagsabgeordnete Ingrid Höger (Die Linke) möchte vermitteln.
Währenddessen bereitet man sich in der Stadt Minden auf Unwägbarkeiten im Schulbusverkehr vor. Rund 2000 Briefe sind an Eltern von Schulkindern, die mit ihrem Schulwegticket die Busse der VMR benutzen, in den vergangenen Tagen verschickt worden. Die Adressaten werden aufgefordert, "schnellstmöglich" die Tickets für die Monate Januar bis Juli 2011 im Sekretariat ihrer Schule abzugeben. Auch Überweisungen von Eigenanteilen sollten gestoppt werden.
Ab Januar wolle man dann nur monatsweise die Schultickets herausgeben, hieß es gestern auf MT-Anfrage aus dem Rathaus. Die gezahlten Eigenanteile würden im Januar 2011 erstattet, "wenn Sie das Schulwegticket nach den Weihnachtsferien nicht zurückbekommen", heißt es in den Schreiben der Stadt.
Die vertraut dem augenblicklichen Frieden im Tarifstreit weniger als manche Eltern, die das Vorgehen der Stadt "völlig unverständlich" finden, weil doch die Streiks eindeutig ausgesetzt und der Landesschlichter eingeschaltet worden sei.
Es sei sichergestellt, dass die Kinder nach dem Ende der Weihnachtsferien mit dem Bus zur Schule fahren könnten, hieß es aus dem Rathaus. Einen Plan B gibt es aber offensichtlich nicht. Man wartet auf Klarheit aus Herford. "Über die weiteren Beförderungsmöglichkeiten und die Vorgehensweise für die Eigenanteilszahlungen werden wir Sie rechtzeitig informieren", werden die Eltern auf neue Post aus dem Rathaus eingestellt.
Copyright © Mindener Tageblatt 2010 vom 06/07.12.2010