Foto: Nina Könemann, Vlothoer Anzeiger Oeynhauser SPD informiert sich über Vlothoer Wirtschaftsbetriebe / "Kommunen müssen stärker zusammenarbeiten"
Anregungen bekommen und Kontakte knüpfen war das vorrangige Ziel des Fraktionsbesuches bei Herbert Obernolte, Geschäftsführer der Wirtschaftsbetriebe und Stadtwerke Vlotho. Denn die hohen Energiekosten und Preisschwankungen in Gas und Strom belasten die Kommunen im Superwahljahr gleich doppelt: im Haushalt und in der Akzeptanz der Bürger.
Als gutes Beispiel den Problemen zu begegnen, diente der Oeynhauser SPD-Fraktion unter Dr. Olaf Winkelmann jetzt das Vlothoer Modell mit seiner Splittung in die Wirtschaftsbetriebe mit Abwasserbeseitigung, Bauhof und Straßenneubau einerseits und die Stadtwerke mit Gas, Wasser und ÖPNV andererseits. Dass der Aufbau sich auch in den schwierigen Zeiten bewährt, daran ließ Geschäftsführer Herbert Obernolte keinen Zweifel: "Es macht Sinn, das wir das so gestaltet haben."
Bestätigt fühlte er sich vor allem durch das fehlende Haushaltsloch. "Wir können mit Gewinnen in einem Bereich Verluste in anderen Bereichen auffangen." Als Beispiel nannte er die Taxibusse, die derzeit von den Erträgen aus dem Gassektor mitfinanziert würden.
Der besondere Trumpf des Vlothoer Modells liege aber in der Nähe zum Kunden. "Die Menschen wollen ihre Ansprechpartner vor Ort und nicht mit einem Callcenter in Finnland verbunden werden", sagte Obernolte. Dafür seien viele Kunden auch bereit ein bis zwei Cent mehr für Gas und Strom zu investieren. "Damit sind wir nicht die Billigsten, aber konkurrenzfähig."
Rekommunalisierung war das Stichwort, das auch in den Reihen der Fraktionsmitglieder immer wieder fiel, um sich aus der Abhängigkeit der Energieriesen zu befreien. "Die Kommunen und ihre einzelnen Stadtwerke müssen sich in Zukunft verstärkt zusammenschließen", unterstützte Olaf Winkelmann die Appelle seines Vorredners. Ein Modell, das in Vlotho durch Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Herford und Lemgo in der OWL-Netz Gesellschaft und der Gründung der Energie für Regionen Ostwestfalen Lippe GmbH als kommunalen Stromanbieter bereits in kleinem Maße praktiziert wird.
Wenn es nach der SPD-Fraktion Bad Oeynhausen geht, wird die Idee bald auch über die Stadt hinaus bekannt. Denn: Argumente für die Energie aus der Region hatte Geschäftsführer Herbert Obernolte genug. "Der Ansprechpartner ist vor Ort, der Service ist vor Ort und damit bleibt auch das Geld in der Region." Die Chance den Energieriesen Paroli zu bieten sieht Wilhelm Busse, Geschäftsführer der Energie für Regionen Ostwestfalen Lippe GmbH, so günstig wie nie. In den nächsten fünf Jahren laufen die Konzessionsverträge für die Gasanbieter aus und in Vlotho denkt man bereits darüber nach, bei der Stadt selbst den Antrag auf Übernahme der Netze zu stellen. "Wir müssen alle Alternativen abwägen und die beste für die Region herausfiltern", so Busse.
Dafür will sich Herbert Obernolte Anfang des nächsten Jahres mit den Bürgermeistern der Kommunen der Region und den Geschäftsführern der umliegenden Stadtwerke zusammensetzen, um über "ein kleines EMR" nachzudenken.
"Wir müssen kommunale Strukturen stärken und die Stadtwerke zukunftsfähig aufstellen", fasste SPD-Bundestagskandidat Stefan Schwartze die Ideen abschließend zusammen. Wie sich zeige, sei in Zukunft nicht mehr der große Wurf entscheidend, sondern kleine, findige Lösungen, die auf die jeweilige Region zugeschnitten seien.
Olaf Winkelmann will das jetzt auch nach Bad Oeynhausen tragen. "Man kann nie früh genug mit Überlegungen anfangen."
Vlothoer Anzeiger 2009 - 06.05.2009