FOTO: NICOLE SIELERMANN/NW Bad Oeynhausen. Es war keine leichte Aufgabe, die die drei Kandidaten um die Nachfolge von Bundestagsmitglied Wolfgang Spanier (SPD) am Dienstagabend über sich ergehen lassen mussten. Zweieinhalb Stunden standen Christa Jahnke-Horstmann, Stefan Schwartze und Frank Nickol den 50 SPD-Mitgliedern im Innovationszentrum Fennel Rede und Antwort.
In einem Punkt waren sich die drei Kandidaten mehr als einig: sie alle favorisieren die Bürgerversicherung. Und es sollen, wenn es nach ihnen geht, alle einbezahlen - Beamte, Selbstständige, Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Doch auch sonst waren Ansichten und Meinungen ähnlich. Deshalb hätte Moderator Olaf Winkelmann gut daran getan, die doch oft recht langatmigen Antworten zeitlich einzugrenzen.
Gleich drei Kandidaten aus Bad Oeynhausen, Herford und Vlotho bewerben sich bei der SPD um die Nachfolge von Spanier (die NW berichtete mehrfach). Sie alle stellten sich in 15-minütigen Reden vor und standen danach für Fragen zur Verfügung. Wie es mit der Rente aussehe, wollte SPD-Mitglied Manfred Schröder wissen.
"Das Handwerk, der Hoch- und Tiefbau, sie alle können nicht bis 67 arbeiten", betonte Frank Nickol. Er sieht die Lösung darin, möglichst hohe Sockelbeträge auszuzahlen. "Eine prozentuale Erhöhung nützt nur den Menschen mit hohen Renten." Als unrealistisch sieht Christa Jahnke-Horstmann die Rücknahme dieser Regelung.
"In vielen Berufen ist es zumutbar", sagte sie. "Machen wir es rückgängig, sind die Rentenbeiträge schnell bei 25 Prozent." Stefan Schwartze erklärte, dass die Sozialversicherung, so wie sie sei, eine große Errungenschaft darstelle. "Auch wenn die Rente mit 67 ein schwerer Brocken für die Arbeitnehmer ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die jungen Menschen heute erst später ins Berufsleben eintreten."
Ein Schwerpunkt des Abends war auch die Frage von Lothar Dräger zum Thema Agenda 2010. "Die Reformen haben Erfolge erzielt. Aber wir müssen vor allem in sozialen Belangen nachbessern", betonte Stefan Schwartze. Die Agenda sei sicherlich kein Denkmal, aber "auch nichts, wo man beim Drübersprechen Pickel bekommt", erklärte Christa Jahnke-Horstmann. Einig waren sich die Kandidaten auch darin, dass es Korrekturbedarf gibt. "Wenn die Basis Änderungen wünscht, würde ich das in Berlin vertreten", so Nickol.
Kostenfreie Bildung vom Kindergarten bis zum Studium, Ausbau des Ganztags und Projekte, die bei den Familien ankommen - Nickol, Schwartze und Jahnke-Horstmann zogen auch hier an einem Strang.
Nun haben nach einem langen Abend die SPD-Mitglieder die Entscheidung in der Hand. Sie müssen ihren Delegierten für die Wahlkreiskonferenz ihre Empfehlungen an die Hand geben. Damit am 13. September in Löhne die richtige Entscheidung getroffen und der geeignetste Kandidat aufgestellt wird.
Quelle: NW - Bad Oeynhausener Kurier, Donnerstag 21. August 2008