Unter welchen Bedingungen können die Wohlfahrtsverbände ihre Leistungen noch anbieten?
Beim gemeinsamen Wiehengespräch des SPD Stadtverband Bad Oeynhausen und SPD-Gemeindeverband Hille mit dem AWO Kreisverband Minden-Lübbecke im Bürgerhaus in Rothenuffeln wurde die Zukunft und die Herausforderungen der Wohlfahrtspflege in Deutschland beleuchtet.
Bei seinem Impulsreferat stellte der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt e.V. Wolfgang Stadler die Einzigartigkeit des deutschen Systems heraus. In keinem anderen europäischen Land ist die soziale Sicherung durch Organisationen der Freien Wohlfahrtspflege geregelt.
Der Sozialstaat Deutschland basiert im großen Maße auf einem funktionierenden System der Freien Wohlfahrtspflege. Dieses System gilt es zu erhalten und zu schützen.
Die ursprünglichen Säulen der AWO sind die die Stärkung der anwaltschaftlichen Arbeit für sozial Schwache und Benachteiligte, die Stärkung des Ehrenamts und die Verbesserungen der Dienstleistungen der AWO, so der Vorsitzende Wolfgang Stadler.
Die AWO als eine der großen Arbeitgeber im sozialen Bereich bietet 165.000 Menschen in Deutschland einen Arbeitsplatz und hat mit 70.000 ehrenamtlichen Helfern einen bedeutenden Platz in unserem Sozialsystem eingenommen.
Die neuen Herausforderungen sieht Wolfgang Stadler im Demografischen Wandel mit seinen zahlreichen Herausforderungen in der sozialen Spaltung, gerade in Deutschland haben die Einkommensunterschiede laut einer OECD Studie stark zugenommen, sowie der steigenden Armut von der auch immer mehr Kinder in unserem Land betroffen sind.
Die AWO sieht den Rückbau der Sozialpolitik kritisch. In Zeiten leeren Kassen bei den Kommunen und Kreisen werden immer mehr Leistungen bei steigendem Bedarf in der Bevölkerung gestrichen. Der Erhalt etlicher Einrichtungen ist gefährdet und zum Teil bereits verloren.
Auch der durch diese Abwärtsspirale bedingte Wettbewerb bei sozialen Dienstleistungen ist eher negativ zu bewerten.
Ein Wettbewerb der fast ausschließlich um die niedrigsten Löhne geführt wird ist nicht mit den Grundwerten der AWO vereinbar.
Mitarbeiter die nicht auskömmlich bezahlt werden und dadurch auf eine Aufstockung vom Statt angewiesen sind können nicht das Ziel eines sozialen Deutschlands sein, daher kämpft die Arbeiterwohlfahrt um einen gemeinsamen Branchentarif mit anderen Arbeitgeberverbänden.
Ein Wettbewerb im Bereich der sozialen Dienste sollte ausschließlich über die Qualität geführt werden, die Sicherstellung der Standards sollte beachtet werden und ständige Kontrolle der Struktur- und Ergebnisqualität ist unabdingbar.
Die Freien Wohlfahrtsverbände verleihen denjenigen Menschen in unserer Gesellschaft eine Stimme und eine Chance, die Ihren Platz noch nicht gefunden haben oder aber selbst nicht in der Lage sind, für sich zu sprechen und sich ihren Platz in der Gesellschaft zu erkämpfen.
Das umfasst die Alleinerziehende Mutter die in einem schlecht bezahlten und unsicheren Arbeitsverhältnis steckt als die Arbeit für Kinder und Jugendliche in den verschiedensten Lebenssituationen. Auch der stetig steigende Bedarf an Angeboten und Hilfen für ältere Menschen wird zu einem großen Teil abgedeckt.
Dirk Hanke, Geschäftsführer der AWO Minden-Lübbecke resümierte dass gerade die Versäulung der Haushalte es verhindern würde Gelder bedarfsgerecht zu verteilen. Die Arbeiterwohlfahrt in Minden-Lübbecke bietet ihren Mitarbeitern Beschäftigungsverhältnisse die tariflich bezahlt werden, durch die Stagnation bei den öffentlichen Zuschüssen ist es schwierig Einrichtungen zu halten.
Die Wohlfahrtsverbände werden auch in Zukunft in Deutschland nicht durch ein anderes System ersetzbar sein, daher sind alle gefordert für den Erhalt unseres sozialen Deutschlands zu kämpfen.