Geht es nach dem Willen der nordrhein-westfälischen Landesregierung, sollen im Zuge der Haushaltsberatungen die sogenannten Entlastungsstunden an den Gesamtschulen ab Sommer 2007 reduziert werden. Kreisweit betroffen wären hiervon die Gesamtschulen in Minden, Porta Westfalica, Hüllhorst, Hille und Bad Oeynhausen. Diese Stunden stehen den Schulleitungen für Verwaltungsaufgaben zur Verfügung.
In einem Informationsgespräch ließen sich aktuell die heimischen SPD-Landtagsabgeordneten Inge Howe und Karl-Heinz Haseloh von den fünf Gesamtschulleitern über die Konsequenzen der geplanten Kürzung der Schulleitungsentlastung von 0,25 Wochenstunden je Stelle aufklären. „Uns werden genau die Stunden weggenommen, die wir brauchen, um Aufgaben der Unterrichts- und Bildungsqualität zu gewährleisten“, erläutert Dieter Stuke, Schulleiter der Mindener Kurt-Tucholsky-Gesamtschule.
„Wir unterrichten Haupt- und Realschüler sowie zusätzlich Gymnasiasten. Jetzt sollen wir nur noch Entlastungsstunden auf gymnasialem Niveau erhalten“, kritisiert auch Diethart Block, Schulleiter der Gesamtschule Hüllhorst die Überlegungen der Landesregierung. Etwa 90 Lehrerstunden würden den fünf Gesamtschulen auf diesem Wege weggenommen. „So lässt sich eine Gesamtschule nicht führen. Betreuung, Integration und individuelle Förderung aufgrund der unterschiedlichen Schülerschaft erfordern einen Verwaltungsaufwand, der nicht mit einem Gymnasium zu vergleichen ist“, unterstützt Schulleiter Herbert Willms aus Bad Oeynhausen den Protest seiner Kollegen. „Deshalb habe ich alle hiesigen Landtagsabgeordneten angeschrieben und gebeten, das Vorhaben der Landesregierung zu überdenken.“
„Das Vorgehen führt zur Verunsicherung von Eltern, Schülern und Lehrern“ erklärt Block den beiden SPD-Abgeordneten. Dabei sei in einer aktuellen Arbeitszeituntersuchung von Mummert und Partner die Schulleitungsstruktur der Gesamtschulen als idealtypisch für moderne Schulleitungen herausgestellt worden. Kreisweit sind etwa 5000 Schüler betroffen. Dies führt zu ersten Protesten. In Hüllhorst wollen Eltern am Wochenende Unterschriften gegen die Landeskürzungen sammeln. Auch die Eltern der Mindener Schulpflegschaft wollen am kommenden Samstag über die Planungen beraten.
„Die Zeit drängt“, informierten die Landtagsabgeordneten Haseloh und Howe. In der Woche vor Weihnachten soll der Landeshaushalt und damit der Stellenplan mit den Stimmen von CDU und FDP beschlossen werden. „Wenn man davon ausgeht, dass die Aufgaben im Rahmen von mehr Selbstständigkeit der Schulen, wie es das neue Schulgesetz vorsieht, eher mehr werden und nicht weniger, gefährden die Planungen nicht nur die Unterrichtsqualität, sondern insgesamt die Gesamtschule als anerkannte Schulform mit besonderem Integrationsauftrag“, kritisieren beide SPD-Politiker die Haltung der Landesregierung.