EU-Vorschlag über Hochleistungs-Korridor macht weiten Bogen um Bad Oeynhausen
Von Peter Steinert
Bad Oeynhausen. Während in Ostwestfalen und insbesondere in der Kurstadt noch über den Ausbau bestehender Bahnstrecken für den Güterverkehr diskutiert wird, liegt bei den EU-Beamten in Brüssel schon ein Alternativvorschlag in der Schublade. Der wäre die große Lösung. Und dann wäre in Bad Oeynhausen der Ausbau sowohl von Nord- als auch Südbahn vom Tisch.
Es handelt sich um einen Hochleistungskorridor im sogenannten "EU-Transit-Güter-Vorrang-Netz". Diese West-Ost-Achse beginnt an den niederländischen Hafengebieten wie Rotterdam oder Antwerpen und führt bis nach Hamm. Ab dort werden zwei Vorschläge aufzeigt. Variante I erstreckt sich über Paderborn/Altenbeken und Kassel bis nach Leipzig und passiert bei Horka die Grenze zu Polen. Sie wird nach Recherchen dieser Zeitung vom Bundesverkehrsministerium, dem Bundesumweltamt als auch bei der Deutschen Bahn präferiert.
Die Route gilt als schnell und wäre ohne größeren Aufwand den Anforderungen anzupassen. Eine größtenteils bestehende Achse für den Containerverkehr, aber auch Kohletransporte aus Polen. "Es müsste nur noch geklärt werden, ob im Tunnel Willebadessen (Kreis Höxter, d. Red.) Begegnungsverkehr möglich ist", sagt Wilhelm Flottmann.
Der wohnt in Bad Oeynhausen an der Strecke Ruhrgebiet - Berlin und kann gar kein Interesse daran haben, dass diese Nordtrasse zum Hochleistungskorridor ausgebaut wird. Denn das ist die Variante II im EU-Transitnetz und würde mitten durch Löhne, Bad Oeynhausen und Minden führen.
Zwischen Minden und Haste müssten diese Strecke zwar von bislang zwei auf vier Spurenausgebaut werden, sie ist dennoch Favorit beim Regionalrat, parteiübergreifend in der Lokal- und Bundes-Politik als auch bei der Industrie- und Handelskammer.
Bad Oeynhausens SPD-Fraktionsvorsitzender Olaf Winkelmann: "Der Nordbahn-Lückenschluss zwischen Minden und Haste ist die einzig machbare, wirtschaftliche und zudem in ganz OWL geforderte Umsetzungsvariante. Dabei muss der Lärmschutz an der Nordbahn sowohl auf freiwilliger Basis (geschieht in Bad Oeynhausen voraussichtlich in 2018) als auch auf gesetzlicher Basis weiter ausgebaut werden."
Dem widerspricht das Berliner Bundesumweltamt: "Die Maßnahme zwischen Minden und Wunstorf ist nach unserer Auffassung nicht geeignet, die Engpässe effizient zu beseitigen. Die planerische Ausrichtung stiftet in Relation zu den Baukosten keinen akzeptablen Nutzen", heißt es vom Umweltamt.
Ähnlich argumentiert das Bundesverkehrsministerium: "Aufgrund der Bedarfsüberprüfung kann für dieses Projekt ein volkswirtschaftlich positives Ergebnis auch in wesentlich reduziertem Umfang nicht erstellt werden."
Die Bahn-Tochter DB-Netz AG führt Kosten für den Ausbau der Trasse Minden - Haste (circa 50 Kilometer) von 1 Milliarde Euro an und stellt diese in direkten Vergleich zur Strecke Löhne- Bad Oeynhausen - Hameln - Elze (circa 90 Kilometer), deren zweispuriger Ausbau und Elektrifizierung mit 779 Millionen Euro zu Buche schlagen würde.
Keine Kostenschätzung liegt derzeit für eine zuletzt öffentlich gewordene "Weserbergland-Route vor, die über Altenbeken - Hameln - Bad Pyrmont führt. SPD-Mann Winkelmann: "Diese neue Variante steht aufgrund der geografischen Verhältnissen vor schweren Machbarkeitsproblemen: zu kurvig, viele Höhen, AKW Grohnde. So ist zu befürchten, dass am Ende wieder die Südbahnstrecke Löhne - Bad Oeynhausen - Hameln und Elze als Kompromiss zur Priorisierung steht."
Einigen sich die Bahn- und Ministeriums-Berater beim Bundesverkehrswegeplan 2015 auf die Lösung Paderborn - Kassel - Leipzig, könnten die Sorgen in Bad Oeynhausen schon im Sommer der Vergangenheit angehören.
© 2015 Neue Westfälische
12 - Bad Oeynhausen, Freitag 23. Januar 2015